Kinderheilkunde
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Malawi
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Verbesserung der Kindergesundheit in Low-Ressource-Settings durch Implementierung der Ultraschall-Bildgebung

Organisation: Gesellschaft für Internationale Kindergesundheit und Tropenpädiatrie e.V.
Partnerland: Malawi, Tansania, Nepal
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Partnerorganisation vor Ort:    

  • Department of Pediatrics, Muhimbili University Hospital, Daressalaam, Tanzania
  • University of Dodoma (UDOM), Dodoma, Tanzania
  • Tansanische Gesellschaft für Kinderheilkunde, Dodoma, Tanzania (PAT: Pediatric Association Tanzania)
  • Zomba Central Hospital, Zomba, Malawi
  • College of Medicine, Blantyre, Malawi
  • Department of Pediatrics, Kathmandu University Hospital Dhulikhel, Nepal
     

Situation vor Ort:

In Ländern mit begrenzten Ressourcen (low resource setting, LRS), wie den Partnerländern diese Projektes, tragen unzureichende Bildgebungsverfahren zu eingeschränkter und verzögerter Diagnosestellung und Behandlung bei. Ultraschallbildgebung beeinflusst das Patientenmanagement in LRS in besonderem Maße, da alternative Bildgebung kaum verfügbar ist. Kinder haben in LRS einen besonders eingeschränkten Zugang zu anderen Bildgebungsverfahren. Nicht nur geringe Verfügbarkeit sondern auch die Notwendigkeit von Sedierung/Narkose für Schnittbildgebungsverfahren wie MRT oder CT im jungen Kindesalter stellen in den Partnerländern weitere Hürden dar. Ultraschall ist als nichtinvasive, schmerzlose und strahlenfreie Bildgebung für Diagnostik, Intervention und Verlaufskontrollen in der Pädiatrie zudem besonders geeignet. Durch pädiatrische Ultraschallausbildung lokaler Ärzte und anderer Gesundheitsmitarbeiter (Nurses, Clinical Officers) sowie die Bereitstellung adäquater Geräte und wissenschaftliche Begleitung soll in den Partnerländern die Implementierung qualitativer pädiatrischer Ultraschalldiagnostik erfolgen. In Kooperation mit den Partnerkrankenhäusern wird der lokale und regionale Bedarf an Ultraschallausbildung definiert, um entsprechende Ausbildungskurse zu planen und lokal auszuschreiben. Insbesondere sollen dabei die Partnereinrichtungen, an welchen durch die GTP bereits Ultraschallkurse angeboten werden, als regionale Trainingszentren ausgebaut werden.

 

Ziele:

  1. Schaffung eines internationalen Netzwerkes für intensivierte und qualitative Anwendung des Ultraschalls in der Kinderheilkunde in LRS (Else Kröner-Fresenius-Netzwerk für Pädiatrischen Ultraschall)
     
  2. Etablierung des integrativen Zugangs zu Ultraschall in der Kinder- und Jugendmedizin durch ein kontinuierliches Angebot von Ultraschallausbildung
     
  3. Steigerung der Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit unserer Partner bei der Verbesserung ihrer diagnostischen und therapeutischen Kapazitiäten

 

Indikatoren:
  • Anzahl der Kursteilnehmer, die das Weiterbildungsangebot der Ultraschallkurse jährlich wahrnehmen: Ziel mindestens 625 Kursteilnehmer am Ende der Projektdauer (25 Kursteilnehmer pro Jahr an jedem der 5 Partnerkrankenhäuser)
     
  • Anzahl an lokalen kompetenten Tutoren und Multiplikatoren, die die Kurse jährlich durchführen: Ziel mindestens 10.
     
  • Häufigere kompetente Nutzung von Ultraschall im klinischen Alltag: Vergleich der Patientenzahlen in den Partnerkrankenhäusern vor und nach Projektimplementierung, die qualitativ wertvollen Ultraschall erhalten und welche Auswirkungen dies auf Diagnosestellung und Krankheitsverlauf hat.

 

Maßnahmen:
  • Entwicklung eines Standardcurriculums für Ultraschallkurse für den klinischen Alltag in der Kinderheilkunde in den Partnerländern
     
  • Veranstaltung und Evaluation von Ultraschallkursen durch gemeinsames Teaching lokaler und internationaler Tutoren und Experten
     
  • Entwicklung neuer Point-of-Care Protokolle für die klinische Nutzung
     
  • Aufbau einer Onlineplattform für Lehrinhalte und inhaltlichen Austausch bzgl. klinischer Ultraschalldiagnostik-  Identifikation und/oder Weiterbildung von mindestens 2-3 lokalen Tutoren und Experten als Multiplikatoren und Kursleiter pro Standort
     
  • Weiterbildungsangebot in Form von Hospitationsaufenthalten der lokalen Tutoren und Experten an deutschen Kinderkliniken
     
  • Gründung eines internationalen Netzwerkes für den transnationalen Austausch von Ultraschallexperten und gemeinsame Stärkung der Anwendung von klinischem Ultraschall
Nachhaltigkeit:

Standardisierte Ultraschallkurse schaffen eine evidenz basierte Unterrichtstruktur, wobei die 5 Partnerkrankenhäuser als Kursorte fungieren und zu zentralenTrainingszentren für die Weiterbildung landesweit ausgebaut werden sollen. An diesen Trainingszentren soll ein regelmäßiges Kursangebot in pädiatrischer Sonographie und Echokardiographie etabliert werden und ein besonderer Schwerpunkt auf Trainerausbildung und Mentoring liegen, um langfristige und nachhaltige Ausbildungsangebote vor Ort zu schaffen. Die Entwicklung und Durchführung der Kurse gemeinsam mit Experten vor Ort  und  die Ausbildung von lokalen Lehrkräften und Multiplikatoren stärkt die Lehrexpertise und ermöglicht das Angebot von Lehrgängen über die 5 Jahre hinaus.  Je nach lokalem Setting wird eine Teilnahmegebühr der Kursteilnehmer die lokalen Kosten des Kurses decken (Raumnutzung, Verbrauchsmaterial und Verpflegung); hierdurch kann die Nachhaltigkeit des Kursangebotes über die Projektdauer hinaus gesichert werden. Durch das Projekt wird die Kompetenz des klinischen Personals in der Ultraschalldiagnostik bei Kindernaufgebaut und verbessert. Im Laufe des Projektes soll ein nachhaltiges, unabhängiges internationales Netzwerk für pädiatrischen Ultraschall geschaffen werden, welches ein kontinuierliches Ausbildungsangebot in pädiatrischer Ultraschalldiagnostik als schnell verfügbares, nebenwirkungsfreies und kostengünstiges Bildgebungsverfahren zur Verbesserung der Kindergesundheit in LRS beiträgt.

Besonderheiten:

Ultraschallbildgebung erlangt aktuell durch technologischen Fortschritt mit verbesserter Bildqualität und breiterer Verfügbarkeit weltweit an diagnostischer Bedeutung. Kompakte, tragbare und kostengünstige Geräte erlauben eine qualitative Ultraschalldiagnostik durch verschiedenste medizinische Disziplinen auch außerhalb radiologischer Einrichtungen und am Ort der Patientenbehandlung (point-of-care). Während der allgemeine pädiatrische Ultraschall in der Regel eine ausführliche, umfangreiche und detaillierte Bildgebungsmethode darstellt und für viele pädiatrische Krankheitsbilder die Bildgebung der 1. Wahl ist, grenzt sich der „Point-of-care Ultraschall“ (POCUS) hiervon mit begrenzten, gezielten und oft binären Fragestellungen als fokussierte Untersuchung ab. POCUS ist integraler Bestandteil medizinischer Algorithmen in der Erwachsenen-Notfallmedizin geworden; in der Kinder-Notfallmedizin etabliert sich POCUS zunehmend. Für die pädiatrische Notaufnahme wird POCUS das Potential zur „globalen Verbesserung der pädiatrischen Patientenversorgung“ zugeschrieben (le Coz et al. 2018).*
 Für das Projekt haben sich verschiedene pädiatrische Ultraschallexperten  deutschlandweit gemeinsam mit Experten vor Ort und Wissenschaftlern von 4 deutschen Universitäten zusammengeschlossen, um in wissenschaftlicher Begleitung und partnerschaftlicher Zusammenarbeit eine evidenzbasierte Grundlage für eine bedarfsadaptierte Implementierung von Ultraschall zur Verbesserung der Versorgung von Kindern in den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen zu schaffen. Zusätzlilch sollen bereits vereinzelt angewendete POCUS–Protokolle implementiert und neue innovative POCUS-Protokolle für gezielte Fragestellungen im jeweiligen Setting entwickelt und pilotiert werden.

*Le Coz, Julien; Orlandini, Silvia; Titomanlio, Luigi; Rinaldi, Victoria Elisa (2018): Point of care ultrasonography in the paediatric emergency department. In: Italian journal of paediatrics 44 (1), S. 87. DOI: 10.1186/s13052-018-0520-y.

 

 

Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Pressemitteilung vom 15.02.2022 finden Sie hier.