Notfallmedizin & Anästhesiologie
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Tansania
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Intermediate Care Einheit am St. Francis Referral Hospital, Ifakara, Tansania

Organisation: Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut
Partnerland: Tansania
Partnerorganisation vor Ort: St. Francis Referral Hospital, Ifakara, und Ifakara Health Institute (IHI), United Republic of Tanzania
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Situation vor Ort:

Das St. Francis Referral Hospital in Ifakara, Tansania dient als Anlaufstelle für etwa 1,5 Millionen Menschen aus ländlichen Regionen. In der Notaufnahme werden jährlich 88.000 Patientinnen und Patienten – 10 Prozent davon in kritischem Zustand – behandelt. Um Schwerkranke, die in der Notaufnahme erfolgreich behandelt oder operiert wurden weiter zu stabilisieren, wird eine Intermediate Care Einheit (IMC) benötigt.

Ziele:

Das übergeordnete Ziel ist die Einrichtung einer Intermediate Care Einheit für etwa 1.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr. Das Projektteam möchte die Morbidität und Mortalität schwer erkrankter Personen senken, die in der Notaufnahme stabilisiert oder operiert wurden und weitere Zwischenversorgung benötigen. Das Hauptziel ist die Ausbildung des Gesundheitspersonals in der medizinischen und pflegerischen Versorgung auf der Intensivstation.
Sekundäre Ziele sind die klinische Arbeit in der IMC zu organisieren, die Zusammenarbeit zwischen IMC, Notaufnahme, Operationssaal und Fachkliniken festzulegen, die IMC mit entsprechender Ausstattung einzurichten und zu forschen, um Erfolgsindikatoren zu identifizieren.

Indikatoren:
  • Anzahl Gesundheitsfachkräfte mit abgeschlossenen Schulungen und Anzahl geschulter Ausbilder
  • Anzahl der in der IMC behandelten Patientinnen und Patienten und Anteil der Überlebenden
  • Anzahl der eingesetzten und gut funktionierenden Geräte

 

Maßnahmen:

Schulungen: 2 x 1 Woche Intensivkurs, E-Learning und Schulung im Praxisalltag, in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Basel, Schweiz

  • Behandlung von Trauma, Schlaganfall, Sepsis, Herzversagen, Herzrhythmusstörungen, Atemstillstand, schweren geburtshilflichen und gynäkologischen Problemen, Blutungen und anderen schwerwiegenden Erkrankungen
  • Erkennung und Behandlung sich verschlimmernden Erkrankungen
  • Volumenmanagement
  • Bluttransfusionen
  • Einsatz und Anwendung von vasoaktiven Medikamenten
  • Verantwortung in der Anwendung von Antibiotika
  • Einsatz von Point-of-Care-Ultraschall
  • Advanced Cardiac Life Support (ACLS) und Advanced Trauma Life Support (ATLS)
  • Bedienung, Interpretation und Wartung von Patientenmonitoren
  • Durchführung und Interpretation von Elektrokardiogrammen
  • Bedienung und Wartung von Sauerstoffsystemen und Beatmungsgeräten
  • Bedienung und Wartung von Infusionspumpen und Infusionsgeräten
  • Nicht-invasive Beatmung  
  • Invasive Eingriffe (z. B. Blasenkatheter, zentralvenöse Katheter, Thoraxdrainage und andere unter sterilen Bedingungen durchgeführte, ultraschallgesteuerte Eingriffe)
  • Physiotherapie, insbesondere von Patientinnen und Patienten mit einem Schlaganfall

Organisation

  • Organisation eines Dreischicht-Dienstplans mit Pflegepersonal und mindestens einem Arzt/einer Ärztin pro Schicht, der/die vor Ort bleibt und für die IMC-Patientinnen und -Patienten zuständig ist
  • Organisation der engen Zusammenarbeit der IMC-Ärztinnen und -Ärzte mit den Teams der Fachabteilungen
  • Organisation des Patientenflusses von der Notaufnahme und den Operationssälen zur IMC und später zu den Stationen. Einführung eines Kommunikationssystems zwischen diesen Abteilungen
  • Organisation einer schnellen Diagnose und Therapie für Schlaganfallpatienten, die innerhalb von 4,5 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome eingeliefert werden
  • Organisation von Besuchen für die Angehörigen der Patientinnen und Patienten

Ausstattung

  • Einrichtung von 8 Patientenmonitoren, 4 Beatmungsgeräten für nicht-invasive Beatmung, Ultraschall für Point-of-Care-Ultraschall, EKG-Gerät und Defibrillator, Point-of-Care-Laborsystem, Absauggerät und Thoraxdrainagesystem
  • Alle Geräte sind durch Stabilisatoren geschützt

 

Nachhaltigkeit:

Für IMC-Patientinnen und -Patienten wird, ähnlich wie in der Notaufnahme, eine reguläre Aufnahmegebühr erhoben. Alle erbrachten Leistungen werden zu einem angemessenen Preis berechnet. Kann eine Person diese Gebühren nicht bezahlen, können die Gebühren erlassen werden. Die Gehälter der Pflegekräfte sowie eines Arztes bzw. einer Ärztin werden vom SFRH bezahlt, zwei einheimische Ärzte bzw. Ärztinnen und eine Pflegekraft für die Intensivpflege werden aus Projektmitteln bezahlt. Nach drei bis vier Jahren wird das Projekt an das Krankenhaus übergeben. Da die Einnahmen während der Projektlaufzeit steigen werden, sollte die IMC in der Lage sein, genügend Einkommen zu erwirtschaften, um den Unterhalt des IMC-Personals zu finanzieren. Das gesamte Personal bleibt angestellt, da die Gehälter der meisten Mitarbeitenden bereits von Anfang an vom Krankenhaus ausgezahlt werden. Die seit Jahrzehnten bestehende Zusammenarbeit zwischen den Partnern wird beibehalten, und die Ausbildung und Lehre wird durch täglichen Unterricht am Krankenbett und regelmäßige Kurse durch ausgebildetes einheimisches Pflegepersonal fortgesetzt. Dank des „Train the Trainers“-Konzepts können Kenntnisse und Fähigkeiten fortlaufend an das Gesundheitspersonal weitergegeben werden.
Die IMC wird das lokale Gesundheitssystem ergänzen, das sich von Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung, über die Notaufnahme und den Operationssaal hin zur IMC spannt, und die Morbidität und Mortalität schwer kranker Patientinnen und Patienten verringern. Es wird ein landesweites Modell sein, das auch in anderen Krankenhäusern eingeführt werden soll.

Besonderheiten:

Dies wird die erste Intermediate Care Einheit in ländlichen Gebieten in Tansania sein.

Weitere Informationen finden Sie hier.