Else Kröner Center for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies Würzburg – Mwanza, Tansania

Was als Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Mwanza in Tansania in den 1960er Jahren begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einer intensiven medizinisch-wissenschaftlichen Zusammenarbeit entwickelt.
Treffen mit der Dorfgemeinschaft auf der Insel Ijinga im Viktoriasee

Projektleitung: Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), Prof. Dr. Matthias Frosch

Kooperationspartner: Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) e. V. und Missionsärztliches Institut Würzburg, Universitätsklinikum Würzburg (UKW)

Partnerland: Tansania

Partnerorganisation vor Ort: Catholic University Health and Allied Sciences (CUHAS) in Mwanza und Bugando Medical Center Mwanza (BMC)

Laufzeit: 5 Jahre

AKTUELLES:

Im Rahmen des Austauschprogramms zwischen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der Catholic University of Health and Allied Sciences steht die Aus- und Weiterbildung von medizinischen Fachkräften und Studierenden im Fokus.
Erfahren Sie im Film mehr über die Studierenden und das EKC Würzburg-Mwanza:

 

Projektvorstellung:

Zusammen werden u. a. gemeinsame Forschungsprojekte und Austauschprogramme von Masterstudierenden, Nachwuchskräften in der Facharztausbildung sowie Doktorandinnen und Doktoranden umgesetzt. Außerdem wird in der klinischen Fortbildung zusammengearbeitet. Insbesondere wurde ein gemeinnütziges Programm zur Bekämpfung der Schistosomiasis, einer stark um den Viktoriasee verbreiteten parasitären Krankheit, durchgeführt.

Um die unterschiedlichen Aktivitäten strategisch bündeln und die Synergieeffekte zwischen den verschiedenen Initiativen deutlich besser nutzen zu können, ist die Gründung des Else Kröner Center for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies Würzburg – Mwanza, Tansania geplant. Dabei geht es vor allem um die Aus- und Weiterbildung von medizinischen Fachkräften und Studierenden, die Entwicklung eines gemeinsamen Curriculums, die Verbesserung der klinischen Versorgung der Bevölkerung im Krankenhaus und um eine verbesserte Gesundheitsversorgung sowie Public-Health-Kampagnen auf Community-Ebene rund um den Viktoriasee.

16
Mio. Menschen
leben in der Region um Mwanza am Viktoriasee

In der Region um Mwanza am Viktoriasee leben rund 16 Millionen Menschen – vor allem in von der Stadt entfernt gelegenen und oft nicht leicht zugänglichen Dörfern und auf Inseln vor Mwanza. Der Ausbau des Gesundheitssystems und der Infrastruktur vor Ort konnte mit dem schnellen Wachstum der Bevölkerung nicht Schritt halten. Das Fehlen von sanitären Einrichtungen, einer Basisinfrastruktur und Gesundheitsdiensten hat vor allem dazu geführt, dass viele dort lebende Menschen von armutsassoziierten vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs – Neglected Tropical Diseases) betroffen sind. So leiden zum Beispiel über 70 % an Schistosomiasis, einer durch Süßwasserkontakt übertragenen Wurminfektion, die unter anderem zu Schäden an Darm, Leber und Milz und im schlimmsten Fall zum Tod führt. Gemeinsam haben alle Projektpartner dort ein auf die Gemeinden ausgerichtetes, multidisziplinäres Programm zur Bekämpfung der Schistosomiasis, zur Gesundheitsaufklärung und zur Verbesserung der Medikamentenversorgung umgesetzt.

70 %
der Menschen rund um den Viktoriasee
leiden an Schistosomiasis

Nicht nur die Bekämpfung der Schistosomiasis wird Bestandteil der Arbeit im Else Kröner Center sein. Denn über die akademischen Beziehungen und die Krankenhausmedizin hinaus sollen Gesundheitsprogramme integriert werden, von denen die Bevölkerung direkt profitiert. So werden beispielsweise auch die Diagnose und Behandlung weiterer NTDs wie das Glaukom (grüner Star) in den Fokus rücken. Über 300 Gesundheitsfachkräfte sollen dafür weitergebildet werden, die im Rahmen von Dorfkampagnen Erwachsene über NTDs aufklären.

Darüber hinaus steht beispielsweise die verbesserte Ausbildung junger Akademikerinnen und Akademiker sowie Klinikerinnen und Kliniker sowie die Aus- und Weiterbildung von medizinischen Fachkräften zu unterschiedlichen Schwerpunkten im Vordergrund. Mindestens zehn Medizin-Studierende werden an einem mehrwöchigen Austauschprogramm zwischen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der Catholic University of Health and Allied Sciences teilnehmen. Darüber hinaus wird ein Forschungsprogramm eingerichtet, das sich auf die Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden konzentriert, um die medizinische Versorgung in Mwanza weiter zu verbessern. Und last, but not least werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kliniken in Mwanza und Würzburg an technischen Geräten geschult.

Weitere Informationen über das Else Kröner Center for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies Würzburg – Mwanza, Tansania finden Sie hier oder auf der Website der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Kontaminiertes Trinkwasser ist eine der Hauptübertragungsquellen für Infektionen. Im Rahmen der bisherigen Projekte wurde auf Ijinga, einer Insel im Viktoriasee, ein Trinkwasserbrunnen installiert.
Medard Beyanga bei der aktiven TB-Forschung: 2016 noch als Student, heute als Doktorand
Sauberes Wasser durch einen bereits gebauten Brunnen

Interview mit Dr. Franziska Pietsch, Wissenschaftliche Koordinatorin am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg.

Welche Maßnahmen konnten Sie in der Vorbereitungsphase und in den ersten Monaten des "Else Kröner Center for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies Würzburg – Mwanza/Tansania" einleiten?

In der Vorbereitungszeit wurden viele administrative Dinge erledigt - wie Personal eingestellt, ein Kooperationsvertrag geschlossen und ein Ethikvotum eingeholt.
Bereits letztes Jahr konnten die ersten beiden Doktorandenstellen im Rahmen des Else Kröner Centers ausgeschrieben und besetzt werden. Nun arbeiten wir daran, die Forschungsprojekte der beiden Ärzte aus Mwanza zu konkretisieren, so dass sie baldmöglichst ihre Promotionsarbeiten, die gleichermaßen von Professoren aus Mwanza und aus Würzburg betreut werden, aufnehmen können.
Für den Austausch von Fachärztinnen und -ärzten haben wir den konkreten Bedarf an der Universitätsklinik in Mwanza, dem Bugando Medical Center mit den dortigen Ärztinnen und Ärzten abgestimmt und entsprechende Tandems zusammengestellt, die bei Besuchen im jeweiligen Heimatkrankenhaus voneinander lernen möchten.

Welche konkreten Handlungen haben Sie im Kampf gegen Schistosomiasis unternommen? Was planen Sie für dieses Jahr?

Für den gemeinsamen Kampf gegen Schistosomiasis, einer in der Region um den Victoriasee stark verbreiteten Wurminfektion, arbeiten seit Sommer 2020 Mitarbeitende vor Ort an den Vorbereitungen für die Durchführung der für Frühjahr 2021 geplanten Basiserhebung, in der unter anderem das Wissen um die Krankheit und die Ausstattung der lokalen Gesundheitszentren abgefragt werden soll. Gemeinsam mit dem tansanischen Nationalkontrollprogramm und den Behörden vor Ort soll eine Behandlung über die bislang üblichen Schulkinder hinaus auch allen anderen gefährdeten Personengruppen angeboten werden. Um dieses Unterfangen auf die Beine stellen zu können und ihm eine nachhaltige Perspektive zu bieten, sollen an den lokalen Gesundheitszentren Schulungen angeboten werden, in der Diagnosestellung, Behandlung und Vorbeugung von Schistosomiasis, sowie grundlegende Labormethoden für die Diagnose von Neglected Tropical Diseases (NTDs) wie Schistosomiasis gelehrt werden. Mit Hilfe des geschulten Personals und aufbauend auf den momentan laufenden Prävalenz- und Morbiditätsstudien zur Schistosomiasis und der für das Frühjahr geplanten Basiserhebung soll die Bevölkerung für diese Infektionskrankheit sensibilisiert und aufgeklärt werden.

Welche weiteren Ziele haben Sie für das Jahr 2021?

Für das laufende Jahr haben wir uns viel vorgenommen. Die Vorbereitungen für die Austauschprogramme von Studierenden sowie Medizinerinnen und Medizinern in der Facharztausbildung mit Blick auf Sommer und Herbst diesen Jahres laufen bereits. So es die Lage in beiden Ländern zulässt, möchten wir die mehrwöchigen Aufenthalte an den Partneruniversitäten und
-klinken wie geplant ermöglichen. Das würde dem Austausch von fünf tansanischen und fünf deutschen Studierenden sowie von zwei Tandems von Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen entsprechen.
Einen weiteren Programmpunkt stellt der bilaterale Masterstudiengang dar, den wir gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Mwanza aufbauen möchten. Ziel ist es hier, die Expertisen in Infektiologie, Epidemiologie und klinischer Biometrie aus beiden Standorten zusammenzuführen und in einem Masterprogramm anzubieten, das Studierenden beider Universitäten offensteht. Die verschiedenen Module sollen von den jeweiligen Expertinnen und Experten der Partneruniversitäten und -kliniken gelehrt werden.
Zu guter Letzt hoffen wir darauf, gegen Ende des Jahres das Else Kröner Center im Rahmen der für November 2021 in Mwanza geplanten CUHAS Scientific Conference endlich auch offiziell eröffnen zu können.