
In diesem Jahr wird der Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit der Oberärztin für Kinderaugenheilkunde Dr. Ana Lucía Asturias von der Organisation Unidad Nacional de Oftalmología für ihr Projekt „Frühgeborenen-Retinopathie in Guatemala“ verliehen. Nominiert wurde das Projekt von CBM Christoffel-Blindenmission e. V. Die Preisverleihung fand am 15. Oktober 2024 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin statt.
Frühgeborenen-Retinopathie
Bei der Frühgeborenen-Retinopathie handelt sich um eine Netzhauterkrankung, die Frühchen betrifft. Unbehandelt kann die Erkrankung zu einer Netzhautablösung und bis zur Erblindung führen. Neugeborene, die vor der 31. Schwangerschaftswoche geboren werden, sind besonders häufig von dieser Erkrankung betroffen. Ein Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm stellt einen weiteren Risikofaktor dar. Zudem erhöht eine künstliche Beatmung die Wahrscheinlichkeit, an Frühgeborenen-Retinopathie zu erkranken.
Etablierung eines Programms zur Vermeidung von Erblindung
Die Unidad Nacional de Oftalmología ist eine teilstaatliche Organisation, die Augenheilkunde auf höchstem Niveau zu erschwinglichen Preisen und Trainings für Fachpersonal anbietet. Gemeinsam mit der Organisation hat Dr. Ana Lucía Asturias ein Programm entwickelt, um Kinderblindheit zu verhindern. Das Programm wird mit der Unterstützung der Christoffel-Blindenmission (CBM) umgesetzt und beinhaltet u. a. das Screening von Frühgeborenen in der Ambulanz der Unidad Nacional de Oftalmología, angebunden an das Roosevelt-Krankenhaus in Guatemala Stadt. Dank der Früherkennung können bei den betroffenen Neugeborenen zeitnah weitere Behandlungsschritte wie eine Laserbehandlung oder eine medikamentöse Behandlung eingeleitet werden.
Damit auch Erkrankte in entlegenen Regionen von den Maßnahmen profitieren können, hat Dr. Ana Lucía Asturias mit der Organisation ein Netzwerk aufgebaut. Von den 43 staatlichen Krankenhäusern mit einer Abteilung für Neonatologie sind 15 an das Programm angeschlossen. In ganz Guatemala gibt es lediglich etwa ein Dutzend Augenärzte, die sich auf Kinder spezialisiert haben. Aus diesem Grund spielt die Telemedizin eine zentrale Rolle in dem Projekt. Zusätzlich werden medizinische Fachkräfte durch Online-Kurse weitergebildet, und Augenärzte erhalten an der Unidad Nacional de Oftalmología ein Screening-Training.
Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor des Programms ist die finanzielle Abdeckung der Kosten für Untersuchungen und Folgebehandlungen. Im Jahr 2023 wurden im Rahmen des Projekts rund 1.750 Babys untersucht, bei 281 wurde eine Frühgeborenen-Retinopathie diagnostiziert. Bei dem Großteil wuchs sie sich von allein aus, 55 Frühgeborene erhielten die nötige Behandlung – entweder mit Injektionen oder einem Laser. Das Preisgeld der EKFS wird genutzt werden, um die Aktivitäten weiterzuführen und zu konsolidieren. Das Ziel ist, weitere Krankenhäuser einzubinden und das Programm landesweit auszubauen.