Der Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit geht in diesem Jahr an Malteser International mit Dr. Jean-Paul Uvoyo Ulangi, medizinischer Leiter Demokratische Republik Kongo und regionaler Gesundheitsberater für das Projekt „Community communication as key for Preparedness, Prevention and Response – A comprehensive approach toward epidemics in the northeast of the DRC“. Der Preis wurde am 28. Oktober 2021 im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Berlin vergeben. Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde die Preisverleihung in diesem Jahr digital übertragen.
In der Demokratischen Republik Kongo kommt es immer wieder zu Ausbrüchen epidemischer Krankheiten. Von 2018 bis 2020 kämpfte die Region gegen den weltweit zweitgrößten Ebola-Ausbruch. Das Ziel des Preisträgerprojekts ist es, die Morbidität und Mortalität von Epidemien zu verringern und ihre Ausbreitung durch wirksame Vorbereitung, Einbeziehung der Bevölkerung, Früherkennung und schnelle Reaktion in sieben Gesundheitszonen in den Provinzen Ituri und Haut-Uélé zu begrenzen. Das Projekt basiert auf einer engen Partnerschaft mit den Gesundheitsakteuren in der Projektregion und stellt die Bevölkerung in den Mittelpunkt.
Auf folgenden fünf Säulen fußt das Projekt:
Kommunikation und Einbindung der Bevölkerung:
Bei früheren epidemischen Ausbrüchen kursierten in der Bevölkerung Gerüchte und Misstrauen gegenüber den Gesundheitseinrichtungen und Hilfsorganisationen. Mit der Einführung der PFIM-Methode (People First Impact Method), einem neuen partizipativen Ansatz, erhalten die Menschen Mitsprache und Mitgestaltung. Bei diesem gemeindebasierten Ansatz werden die Bedürfnisse der Menschen ermittelt und gemeinsam mit Ihnen Botschaften entwickelt, um die Bevölkerung via Tür-zu-Tür, Radio, Flyer oder Poster über mögliche Infektionswege und Ansteckungen zu informieren und das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.
Frühwarnsystem:
Eine weitere Säule des Projekts ist ein effizientes Frühwarnsystem, das ebenfalls in der Gemeinde verankert ist. Gesundheitshelfer aus der Gemeinde wurden von Malteser International geschult, um frühzeitig Hinweise für Epidemien – wie häufiges Auftreten toter Nagetiere – zu finden, wodurch Krankheitsausbrüche wie die Pest frühzeitig erkannt werden konnten.
Vorbereitung:
Malteser International unterstützt die Regionen bei der Vorbereitung und Stärkung des öffentlichen Gesundheitswesens. Jede Gesundheitszone hat Notfallpläne für einen epidemischen Ausbruch in ihrer Region entwickelt und verfügt über einen Notfallvorrat. In den Gesundheitszonen stehen Medikamente, medizinische Ausrüstungen und eine mobile medizinische Isolierstation zur schnellen Isolierung von Seuchenfällen bereit
Prävention:
Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung hat Malteser International Richtlinien für den Bereich "Infektionsprävention und -kontrolle" (IPC) entwickelt, die in den Gesundheitseinrichtungen in der Projektregion umgesetzt werden und nach denen das Gesundheitspersonal, u.a. zu Hygienepraktiken und den Umgang mit Infektionskrankheiten und Epidemien, geschult wird. Nach vorheriger Bedarfsermittlung werden u.a. Sterilisatoren, persönliche Schutzausrüstungen, Reinigungsmaterialien etc. an die Einrichtungen ausgegeben, um die Ansteckungsgefahr für Personal und Patientinnen und Patienten zu minimieren.
Fall-Management und die Behandlungsmöglichkeiten:
Das Gesundheitspersonal wurde zum richtigen Umgang mit einem Verdachtsfall oder einem tatsächlich erkrankten Patienten geschult. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen wurde während der letzten Ebola- und Pestausbrüche in der Region deutlich: Da das Krankenhaus in der Gesundheitszone von Ariwara vorbereitet war, wurde der Ebola-Fall ordnungsgemäß triagiert und mit allen geeigneten Maßnahmen zur Vermeidung einer Ansteckung isoliert. Es kam zu keiner weiteren Ansteckung durch diesen Fall.
Mit dem Preisgeld möchte Malteser International die Resilienz des Gesundheitssystems bei der Vorbereitung und Reaktion auf Epidemien stärken: durch den One Health-Ansatz, durch strategische Materialbestände zur Verbesserung der Reaktionsfähigkeit, durch die Stärkung der Kapazitäten des Gesundheitspersonals im Bereich des Monitorings sowie durch die Einbindung der Bevölkerung in die Prävention und Reaktion auf Zoonosen wie Pest, Tollwut oder Brucellose.
Im Interview gibt der Preisträger Dr. Jean-Paul Uvoyo Ulangi einen tieferen Einblick in das Projekt.
Weitere Informationen finden Sie in der Pressemitteilung vom 29. Oktober 2021.