Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit 2020

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung honoriert in diesem Jahr ein Projekt zur Bekämpfung der Afrikanischen Schlafkrankheit. Der Preis ist mit 100.000 Euro dotiert - Geld, das unmittelbar für das Projekt verwendet werden wird.
Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit 2020: Preisträger Dr. Florent Mbo

Der diesjährige Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit würdigt den Preisträger Dr. Florent Mbo mit dem Projekt „Schlafkrankheit in Afrika: Fexinidazol ist jetzt da! Projekt zur Förderung eines einfachen Zugangs zum neuen oralen Medikament gegen die Schlafkrankheit“ der gemeinnützigen Forschungsorganisation DNDi (Drugs for Neglected Diseases initiative).

Die EKFS ehrt damit ein Projekt aus dem Bereich der Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs), welches maßgeblich zur nachhaltigen Eliminierung der Schlafkrankheit in der Demokratischen Republik Kongo beiträgt. Hinter dem Projekt steht die gemeinnützige Forschungsorganisation DNDi, die an der Gründung einer Plattform zur Bekämpfung der Schlafkrankheit und der Entwicklung einer neuen oralen Therapie mit Fexinidazol beteiligt war. 

Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit 2020: Preisträger Dr. Florent Mbo

Als NTDs definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Gruppe von 20 Erkrankungen, die meist infektiöse Ursachen haben und - anders als Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS - wenig Beachtung in der Forschung und Bekämpfung erfahren. Weltweit sind 1,4 Milliarden Menschen in 149 Ländern betroffen, jedes Jahr sterben eine halbe Million Menschen direkt oder indirekt an NTDs.
 

Dr. Dirk Engels, ehem. Direktor Abteilung für vernachlässigte Tropenkrankheiten, WHO


Projektvorstellung:

Die Afrikanische Schlafkrankheit (Human African Trypanosomiasis, HAT) ist eine vernachlässigte Tropenkrankheit (NTD), die in Ländern südlich der Sahara auftritt.

Die Mehrheit der Erkrankten lebt in der Demokratischen Republik Kongo. Die Übertragung des Erregers findet über die TseTse-Fliege statt, dies geschieht oft in Flusswäldern oder wenn sich die Menschen am Fluss waschen oder dort Wasser holen. Die Parasiten befallen das zentrale Nervensystem und es kommt im fortgeschrittenen Stadium zu einer Vielzahl neuropsychiatrischer Manifestationen: Die Schlafkrankheit führt zu Schlafstörungen, mit akutem Schlafdrang während des Tages und Wachphasen in der Nacht, sowie anderen schweren psychischen Störungen wie Angstzuständen und Aggressivität. Unbehandelt führt die Schlafkrankheit fast immer zum Tod der Patientinnen und Patienten.

62%
der gemeldeten Fälle traten
2019 in der DR Kongo auf.

Die bisherigen Behandlungsmethoden waren für die Betroffenen mit Krankenhausaufenthalten und intravenösen Infusionen verbunden. Fexinidazol ist der erste Wirkstoff, der eine rein orale Behandlung der Schlafkrankheit zulässt – falls die Patientinnen und Patienten noch nicht das komplizierte fortgeschrittene Stadium der Krankheit erlangt haben – und kann innerhalb von zehn Tagen zuhause in Tablettenform eingenommen werden. Der Wirkstoff wurde bereits 1975 entwickelt, die Vermarktung aber wenige Jahre später eingestellt. Der Parasitologe Prof. Dr. Heinz Hänel trug maßgeblich dazu bei, dass Fexinidazol „wiederentdeckt“ und die Entwicklung des Medikamentes bei der Firma Sanofi-Aventis wiederaufgenommen wurde, die Fexinidazol heute herstellt und kostenlos in der benötigten Menge zur Verfügung stellt.

Dr. Nathalie Strub-Wourgaft
,
Direktorin für vernachlässigte Tropenkrankheiten, DNDi

"Dr. Florent Mbo spielt eine treibende Rolle im Fexinidazol-Projekt. Als praktizierender Arzt und Kenner der lokalen Gesundheitsstrukturen gelang es ihm, die Partner in der DR Kongo und anderen endemischen Ländern zu koordinieren und den Zugang zur neuen oralen Behandlungsmethode zu verbessern und sicherzustellen, dass das Gesundheitspersonal geschult wird."

Dr. Florent Mbo informiert die lokale Bevölkerung über die Pläne zu einer epidemiologischen Studie in der DR Kongo (März 2017).
Antoinette Mpono Bukoy in Masi Manimba in der Demokratischen Republik Kongo, wo sie Fexinidazol erhielt: „Ich werde behandelt und ich werde geheilt werden.“
Dr. Helene Mahenzi, Untersuchungsbeauftragte am Krankenhaus Bandundu, untersucht einen Patienten. Dr. Mahenziist leitet die Studien und koordiniert die Arbeit des Teams.
Tablette Fexinidazol

Als praktizierender Arzt und Kenner der lokalen Gesundheitsstrukturen leistet der Preisträger Dr. Mbo einen wichtigen Beitrag für den Erfolg des Projektes. Er ist für die Koordination des wissenschaftlichen, klinischen und programmatischen Austausches verschiedener Akteurinnen und Akteure zuständig und ermöglicht, dass Gesundheitspersonal geschult wird und Erkrankte Zugang zu Tests und zur Behandlung erhalten.

Dr. Florent Mbo
,
Koordinator und Senior Projekt Manager der HAT-Plattform von DNDi

"Wir sind begeistert, dass Fexinidazol als Erstbehandlung für alle Patientinnen und Patienten mit der Afrikanischen Schlafkrankheit in der DR Kongo eingeführt wurde. Jetzt möchten wir einen möglichst breiten Zugang zu dieser neuen Behandlung gewährleisten und verfolgen weiterhin das Ziel, die Krankheit nachhaltig zu eliminieren.“  

 

Dr. Helene Mahenzi, Untersuchungsbeauftragte am Krankenhaus Bandundu, untersucht einen Patienten. Dr. Mahenzi leitet die Studien und koordiniert die Arbeit des Teams.
Jean Kitala Sedi, der erste Patient, der Fexinidazol gegen die Schlafkrankheit nach seiner Zulassung und Registrierung für die Anwendung in der Demokratischen Republik Kongo erhalten hat, mit dem Gesundheitspersonal des Krankenhauses Bandundu.
Fexinidazol kommt in Bandundu in der Demokratische Republik Kongo an –  einem der Orte, an dem die Behandlung klinisch getestet wurde. Patienten außerhalb der Studie werden nun mit dieser rein oralen Behandlung der Schlafkrankheit behandelt.
Dr. Florent Mbo untersucht einen Patienten in der DR Kongo (März 2017).

Interview mit dem Parasitologen Prof. Dr. Heinz Hänel

Der Parasitologe Prof. Dr. Heinz Hänel trug maßgeblich dazu bei, dass Fexinidazol „wiederentdeckt“ und die Entwicklung des Medikamentes bei der Firma Sanofi-Aventis wiederaufgenommen wurde. Erfahren Sie im Interview, wie es dazu kam.