Palliativmedizinische Versorgung in der Kagera Region

Situation vor Ort:
Nur rund 10 % der Gesundheitseinrichtungen in Tansania bieten palliativmedizinische Versorgung an. Die Zahl der Krebspatientinnen und -patienten steigt kontinuierlich, wobei sich viele erst in fortgeschrittenen Stadien vorstellen, in denen eine effektive Symptomkontrolle die wichtigste Behandlungsmaßnahme ist. Auch bei unzureichend behandelten nicht-übertragbaren Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder HIV/AIDS ist eine angemessene Symptomkontrolle entscheidend, jedoch landesweit nicht flächendeckend verfügbar.
Ziele:
Ziel des Projekts ist die Stärkung und der Ausbau der Palliativversorgung in der Kagera-Region, insbesondere im Muleba-Distrikt in Nord-Tansania. Unter Federführung des Ndolage Hospital und enger Zusammenarbeit mit der Evangelical Lutheran Church of Tanzania (ELCT) werden Fort- und Weiterbildung des Gesundheitspersonals der Region verstärkt. Mit Einschluss von Physiotherapie, Ernährung und Spiritual Care geht dies über rein medizinisch-pflegerische Themen hinaus und wird dem ganzheitlichen Charakter von Palliative Care gerecht. Hinzu kommt die Standardisierung der Versorgungsdaten-Erfassung und -Analyse. Diese Daten fließen in die direkte Ansprache und Einbindung lokaler und regionaler Stakeholder ein, welche für eine Nachhaltigkeit der Versorgung essentiell sind.
- Anzahl der Gesundheitsfachkräfte, die Palliativversorgung anbieten
- Erfassung und Auswertung der angebotenen palliativmedizinischen Gesundheitsleistungen
- Sensibilisierung über Palliativversorgung bei Interessenvertretern
- 4100 Patientinnen und Patienten mit Krebs, HIV/AIDS oder nicht-übertragbaren Erkrankungen erhalten eine palliativmedizinische Beratung und ggfs. Behandlung
- 20 Gesundheitsfachkräfte besuchen einen speziellen Palliativkurs
- 60 Gesundheitsfachkräfte erhalten einen Refresher-Kurs in Palliativmedizin
- 3 Community Awareness Days steigern das Wissen über Palliativmedizin und angebotene Leistungen in der Region und bauen Stigmatisierungen ab
- Implementierung einer elektronischen Datenerfassung
Zur Sicherung der langfristigen Nachhaltigkeit integriert die ELCT die Palliativversorgung in bestehende Programme und bezieht lokale Kirchen über die Diözesen aktiv in Aufklärungsarbeit ein. Auf regionaler Ebene kooperiert die ELCT mit Regierungsstellen in der Kagera-Region zur Stärkung der Palliativversorgung, während sie national die Umsetzung der Palliativversorgungsrichtlinie unterstützt.
Das Projekt verfolgt nachhaltige Lösungen zur Bindung von Fachkräften, zur festen Verankerung der Palliativversorgung in reguläre Gesundheitsdienste und zur Reduzierung von Eigenkosten für Patientinnen und Patienten.
Durch gezielte Schulungen weiterer Abteilungen des Ndolage-Krankenhauses und umliegender Einrichtungen wird die Palliativversorgung schrittweise in die Routineversorgung integriert, wobei Mitarbeitende über die PalliCaPro-Finanzierung hinaus eingebunden werden.
Ein zentraler Schritt zur finanziellen Nachhaltigkeit ist die Aufnahme der Palliativversorgung in den National Health Insurance Fund (NHIF). Eine systematische Datenerfassung und die Darstellung messbarer Erfolge sind entscheidend, um die Kostenübernahme durch den NHIF zu beantragen.
Palliativversorgung ist bisher in vielen Ländern kaum bis gar nicht verfügbar. Durch Risikofaktoren, Bevölkerungswachstum und älter werdende Bevölkerungsstrukturen und damit einhergehenden Erkrankungen steigt der Bedarf an palliativmedizinischer Betreuung weltweit. Besonders in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen und unzureichendem Versicherungsschutz besteht ein deutlicher Mangel an entsprechenden Versorgungsstrukturen, sodass hier durch gezielte Unterstützung eine breitere Anwendung erreicht werden kann.