Nachgefragt: Was macht eigentlich Dr. Leonhard Möckl, Erst- und Zweitantragsteller aus dem Jahr 2020?

In unserer Reihe Nachgefragt stellen wir heute Dr. Leonhard Möckl vor. Der Chemiker ist seit 2020 unabhängiger Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts in Erlangen. Die EKFS fördert seit 2020 sein Projekt zur Entwicklung neuer Strategien in der Krebstherapie.
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Von 2008 bis 2013 studierte Leonhard Möckl Chemie und Biochemie an der LMU München. Parallel zum Masterstudium begann er seine Promotion in der Gruppe von Prof. Dr. Christoph Bräuchle, die von Thisbe K. Lindhorst (CAU Kiel) mitbetreut wurde. 2015 wurde er mit seiner Arbeit zur biophysikalischen Relevanz der Glycocalyx promoviert. Im Anschluss war er vier Jahre als postdoctoral researcher bei W. E. Moerner an der Stanford University tätig. Dort forschte der Naturwissenschaftler in enger Kooperation mit der Gruppe von Prof. Carolyn Bertozzi Ph.D. an der funktionellen Rolle der Glycocalyx mit superhochauflösender Einzelmolekülmikroskopie. Neben dem Promotionspreis der LMU München und den Römerpreisen für die Masterarbeit und Promotion war die Einladung zur Lindauer Nobelpreisträgertagung 2022 – auf Nominierung der EKFS – eine ganz besondere Auszeichnung für den Wissenschaftler.

Als unabhängiger Gruppenleiter ist Leonhard Möckl seit 2020 am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts in Erlangen tätig. Im gleichen Jahr erhielt er die Bewilligung über die Erst- und Zweitantragförderung der EKFS. Das geförderte Projekt befasst sich mit der Entwicklung von Bisacylphosphanoxiden (kurz BAPOs) als neuartige Wirkstoffe für die Krebstherapie. BAPOs sind in ihrer inaktiven Form vollkommen ungiftig. Regt man sie aber mit Licht der passenden Wellenlänge an, werden molekulare Radikale erzeugt, die für Zellen äußerst toxisch sind. Es handelt sich um eine Doppel-Sicherung: BAPOs und Licht allein sind harmlos, aber die Kombination aus beiden tötet die Zelle rasch. Im Rahmen des Projekts konnten Leonhard Möckl und sein Team eine Bibliothek von BAPO-Varianten untersuchen und hinsichtlich ihrer Zellgängigkeit optimieren sowie genaue Wirkmechanismen und Anregungsbedingungen ermitteln. Kürzlich konnten sie die bis dahin zellbasierten Untersuchungen zum ersten Mal in vivo durchführen und die Wirksamkeit auch dort vollumfänglich bestätigen. „Wir sind also an einem Punkt, wo wir hoffen dürfen, dass sich hier eine neue Therapiemöglichkeit ergeben könnte“, berichtet der Forscher.   
 
Seine Motivation schöpft der Naturwissenschaftler zum einen aus der Freude an der Erkenntnis: „Es ist etwas Besonderes, zum ersten Mal etwas zu verstehen“, sagt Möckl. Zum anderen ist es aber auch die Hoffnung, das Leben von Menschen zu verbessern, sei es in Therapie und Diagnose oder sei es durch die Arbeit an einer besseren Verzahnung von wissenschaftlicher Forschung und nicht-wissenschaftlicher Öffentlichkeit. „Ich habe auch Philosophie studiert und betrachte es von diesem Standpunkt mit Sorge, dass die Fremdheit zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Laien eher zu als abnimmt, und dies nicht erst seit der Corona-Pandemie. Es ist mir ein Anliegen, dieser Entwicklung auf eine offene, verständnisvolle Weise zu begegnen und dazu beizutragen, dass sich Menschen mit verschiedenen Hintergründen besser verstehen und einander anerkennen“, erklärt er.

Ein perfekter freier Tag beginnt für Leonhard Möckl übrigens mit Ausschlafen und einem entspannten Frühstück. Gefolgt von Musik, denn der Chemiker spielt leidenschaftlich gerne Klavier und Orgel und liest gerne in seiner freien Zeit. „Und wenn der Tag etwas mehr als 24 Stunden haben darf, würde ich irgendwo in der Fränkischen Schweiz wandern gehen und in ein Gasthaus einkehren. Abends dann ein Essen mit meiner Familie und Freunden – und am nächsten Tag kein Termin vor 9!“, betont Möckl.

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