Else Kröner Memorialstipendien 2021: Förderung von sechs jungen Ärztinnen und Ärzten

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) vergibt sechs Else Kröner Memorialstipendien und unterstützt damit besonders begabte klinisch und wissenschaftlich tätige Ärztinnen und Ärzte am Beginn ihres Berufsweges.
Laboratory

Die EKFS hat sechs Else Kröner Memorialstipendiatinnen und -stipendiaten ausgewählt, die durch eine zweijährige Freistellung von klinischen Aufgaben ein erfolgversprechendes medizinisches Forschungsvorhaben umsetzen werden. Das Individualstipendium richtet sich an junge Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildungsphase und ist mit insgesamt 230.000 Euro dotiert, von denen bis zu 80% für die Finanzierung des eigenen tariflichen Gehalts verwendet werden können. Mit dem Else Kröner Memorialstipendium möchte die EKFS den Grundstein zur wissenschaftlichen Selbständigkeit und zur Karriere als Clinician Scientist legen.

Folgende Ärztinnen und Ärzte erhalten in diesem Jahr ein Else Kröner Memorialstipendium:

Dr. Philipp Sievers, Neuropathologie, Universitätsklinikum Heidelberg und Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg
Projekt: „Identifizierung der morpho-molekularen Heterogenität und der Resistenzmechanismen in Gliosarkomen“

Einer der wesentlichen Faktoren der Therapieresistenz von Glioblastomen, den häufigsten und unweigerlich zum Tode führenden primären Gehirntumoren, ist die intratumorale Heterogenität. Innerhalb dieser Tumore finden sich „genetisch“ unterschiedliche Tumorzellsubpopulationen (Tumorzellklone), von denen einige gegenüber den herkömmlichen Behandlungsansätzen resistent sind und unter Therapie selektioniert werden. Gliosarkome stellen einen Subtyp an Glioblastomen dar und gelten als Paradebeispiel für die intratumorale Heterogenität. Das Ziel des vorliegenden Projektes umfasst die Charakterisierung der intratumoralen Heterogenität von Gliosarkomen mittels Einzelzell-Sequenzierung. Aus dem damit einhergehenden Erkenntnisgewinn kann der Einfluss einzelner Tumorzellklone auf das tumorbiologische und therapeutische Geschehen eingeordnet und in therapeutische Strategien integriert werden.

Dr. Fabian Braun, III. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Projekt: „Ausschüttung und Signatur podozytenspezifischer Extrazellularvesikel bei der membranösen Nephropathie“

Die Zellen des Körpers kommunizieren nicht nur über Nervenimpulse und Botenstoffe, sondern auch durch Extrazellularvesikel (EVs), mikroskopisch kleine membranumhüllte Sphären, die von quasi allen Zellen ausgeschüttet werden. Die Membranöse Glomerulonephritis (MGN) stellt eine der häufigsten Nierenerkrankungen dar, welche zum Eiweißverlust im Urin und Dialysepflichtigkeit führen kann. Sie beruht auf der Schädigung von Podozyten, essenziellen Zellen der Nierenfilter. Ziel ist es, die Zusammensetzung von podozytenspezifischen EVs zu verstehen und zu klären, wie sich diese bei der MGN verändert. Dies bietet die Chance neue Krankheitsmechanismen aufzudecken und nicht-invasive diagnostische Strategien für Patientinnen und Patienten mit einer MGN zu entwickeln.

Dr. Sied Kebir, Klinik für Neurologie, Abteilung Klinische Neuroonkologie, Universitätsklinikum Essen
Projekt: „Multizentrische Studie zur Deep-Learning-basierten Prädiktion des MGMT-Gen Promotor Methylierungsstatus aus digitalisierten Schnittpräparaten beim IDH-Wildtyp-Glioblastom“

Mit dem Else Kröner Memorialstipendium soll die Durchführung eines multizentrischen europaweiten Projektes unterstützt werden. Ziel ist es, ein Deep-Learning-Modell zu entwickeln, das mithilfe künstlicher Intelligenz wichtige Hirntumormarker (MGMT-Gen Promotor Methylierungsstatus) bei von besonders aggressiven Hirntumoren (Glioblastom) betroffenen Patientinnen und Patienten vollautomatisch vorhersagen kann. Dieses Tool kann dabei helfen, die nachgeschaltete Therapie der Erkrankten, die vom Methylierungsstatus des MGMT-Gen Promotor abhängt, rascher und effizienter zu planen.

Dr. Costanza Pellegrini, Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen – Deutsches Herzzentrum München
Projekt: “IMPACTAVI – Verbesserung der Beurteilbarkeit des Schweregrads einer koronaren Herzerkrankung mit NIRS-IVUS bei Patientinnen und Patienten mit kathetergestützter Aortenklappenimplantation”

Patientinnen und Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose (Herzklappenfehler) leiden oft an einer begleitenden koronaren Herzerkrankung. Aufgrund überlappender Symptome, ist es für den behandelnden Arzt schwierig zu differenzieren, ob die Erkrankten von der zusätzlichen Behandlung von Koronarengstellen profitieren. Die IMPACTTAVI-Studie befasst sich mit der Identifizierung von „relevanten“ Koronarstenosen mit der neuen intravaskulären NIRS-IVUS Bildgebung, die unabhängig vom Vorliegen einer Aortenklappenstenose eingesetzt werden kann. Ziel der Studie ist es zu untersuchen, ob der Einsatz von NIRS-IVUS ermöglicht, Erkrankte mit erhöhtem Risiko für kardiale Ereignisse zu identifizieren, um in Zukunft eine individualisierte Behandlung anbieten zu können.

Dr. Roman Sankowski, Institut für Neuropathologie, Universitätsklinikum Freiburg
Projekt: „Aktivierung repetitiver Genomsequenzen zur Steigerung der Immunogenität maligner Hirntumore“

Glioblastome sind die häufigste maligne Krebserkrankung des Gehirns. Selbst unter maximaler Therapie führen sie innerhalb von ein bis zwei Jahren zum Tod. Leider sind Immuntherapien, die bei anderen Tumorentitäten effektiv sind, bei Glioblastomen bisher nicht wirksam. Einer der möglichen Erklärungsansätze liegt in der Beobachtung, dass Glioblastome ein Milieu aufweisen, das das Immunsystem unterdrückt. Im Rahmen des vorliegenden Projekts soll durch eine gezielte Aktivierung von repetitiven Genomsequenzen das Immunsystem in einem Mausmodell für Glioblastome aktiviert werden. Es wird untersucht, wie Lymphozyten vom adaptiven und Makrophagen vom angeborenen Immunsystem auf eine solche Aktivierung reagieren. Aus den Ergebnissen sollen Erkenntnisse für neuartige Immuntherapien von Glioblastomen gewonnen werden.

Dr. Sharmili Edwin Thanarajah, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Frankfurt
Projekt: „Die Rolle zentraler Insulinresistenz bei der Entstehung depressiver Symptome“

Diabetes und Depressionen treten häufig gemeinsam auf und sind weltweit die führenden Ursachen von Behinderungen. Wie diese beiden Erkrankungen jedoch zusammenhängen, ist bislang unklar. In dieser Studie soll mittels Gehirn-Bildgebung, Verhaltensexperimenten und Blutuntersuchungen untersucht werden, ob das verminderte Ansprechen auf das Stoffwechselhormon Insulin sowie chronische Entzündungsprozesse zu Veränderungen im Gehirn führen und zur Entstehung depressiver Symptome beitragen.