Else Kröner Exzellenzstipendien 2024 – Förderung von sieben in Forschung und Klinik tätigen Ärztinnen und Ärzten

Die Individualstipendien sind mit jeweils 350.000 Euro dotiert.
Else Kröner Exzellenzstipendien: Ausschreibung

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung vergibt sieben Else Kröner Exzellenzstipendien an herausragende Ärztinnen und Ärzte, die in Forschung und Klinik tätig sind. Eine zweijährige Freistellung von klinischen Aufgaben ermöglicht ihnen, ein vielversprechendes medizinisches Forschungsprojekt voranzutreiben.

Folgende Stipendiatinnen und Stipendiaten haben sich erfolgreich durchgesetzt: 
 

PD Dr. Keno Bressem

PD Dr. Keno Bressem, Technische Universität München, School of Medicine and Health, Deutsches Herzzentrum, TUM Universitätsklinikum
Projekt: Muskelanalyse mit MRT: Prognose von Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und Schmerzerkrankungen

Dieses Projekt nutzt Künstliche Intelligenz (KI), um MRT-Bilder der Muskulatur zu analysieren. Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen der Muskelgesundheit und dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und chronischen Rückenschmerzen zu erforschen. Durch die Analyse der Muskelmasse und -qualität, insbesondere des Fettgehalts, sollen neue Biomarker entdeckt werden. Diese könnten in Zukunft eine bessere Prävention und Früherkennung ermöglichen. Dazu werden Daten aus großen Studien mit innovativen Methoden der KI-Bildanalyse kombiniert. Die Ergebnisse könnten zu individuelleren und effektiveren Präventionsstrategien beitragen und damit die öffentliche Gesundheit verbessern.
 

PD Dr. Judith S. Hecker im Zentralinstitut für Translationale Krebsforschung (TranslaTUM)

PD Dr. Judith S. Hecker, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Hämatologie und Onkologie, TUM Universitätsklinikum, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München  
Projekt: Analyse der Rolle von Klonaler Hämatopoese unbestimmten Potenzials (CHIP) im Alterungsprozess und bei Erkrankungen: Integration genetischer, klinischer und KI-gestützter Ansätze

Die klonale Hämatopoese unbestimmten Potenzials (CHIP) ist ein bedeutendes altersbedingtes Phänomen, bei dem Mutationen in Blutzellen von ansonsten aus hämatologischer Sicht gesunden Individuen auftreten. CHIP gilt als Risikofaktor für sowohl hämatologische als auch nicht-hämatologische Erkrankungen, weshalb die CHIP Clinic TUM und das Deutsche CHIP Register e. V. gegründet wurden. Ziel dieser Initiativen ist es, durch die Erweiterung der CHIP-Kohorte und prospektive, deutschlandweite Datensammlung neue Erkenntnisse über klonale Dynamik und Risikofaktoren zu gewinnen. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz sollen personalisierte Monitoring-Strategien entwickelt und die therapeutischen Ergebnisse für Individuen mit CHIP verbessert werden – insbesondere im Kontext neuer Immuntherapien.   

Arbeitsgruppe von Dr. Kai-Uwe Jarr: Dr. Murat Kirtay, Dr. Airton Pereira e Silva, Dr. Kai-Uwe Jarr, Anna-Lena Bruggner (v.l.n.r.)

Dr. Kai-Uwe Jarr, Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg 
Projekt: Immuncheckpoint-Therapie bei Atherosklerose 

Immuncheckpoints sind Rezeptoren, die die immunologische Eigentoleranz modulieren, also die Fähigkeit des Immunsystems körpereigene Zellen zu identifizieren. Diese neue Klasse von Therapeutika hat die Immunonkologie bereits revolutioniert. Inzwischen ist bekannt, dass eine Immuncheckpoint-Therapie auch bei kardiovaskulären Erkrankungen vielversprechende Ergebnisse zeigt. In diesem Projekt soll das translationale Potential einer Immuncheckpoint-Modulation bei kardiovaskulären Erkrankungen untersucht werden. 

Dr. Katharina Sahm erläutert Hirntumorbehandlungen.

Dr. Katharina Sahm, Neurologische Klinik, Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg
Projekt: Entwicklung einer Immuntherapie für diffuse Mittelliniengliome 

Bösartige Hirntumore wie diffuse Mittelliniengliome gehören zu den aggressivsten Hirntumoren, da sie oft unzureichend auf gängige Behandlungsmethoden wie Strahlen- und Chemotherapie ansprechen. Prinzipiell können diffuse Mittelliniengliome aufgrund bestimmter Eigenschaften der Tumorzellen vom menschlichen Immunsystem erkannt und bekämpft werden. Ziel des Projekts ist es, künstliche, gegen den Hirntumor gerichtete Immunzellen im Labor herzustellen, die dann Patientinnen und Patienten mit diffusen Mittelliniengliomen übertragen werden können.
 

PD Dr. Philipp Sievers

PD Dr. Philipp Sievers, Pathologisches Institut, Abteilung Neuropathologie, Universitätsklinikum Heidelberg  
Projekt: Entschlüsselung der Tumorevolution und Untersuchung von Faktoren, die Rezidive und Progression bei pädiatrischen niedriggradigen Gliomen beeinflussen  

Ziel des Projekts ist es, die Entwicklung von niedriggradigen Gliomen, den häufigsten Hirntumoren bei Kindern, besser zu verstehen. Trotz ihrer meist geringen Aggressivität sind diese Tumoren sehr unterschiedlich und schwierig zu behandeln, was häufig zu Rückfällen und Langzeitkomplikationen führt. Mit Hilfe der innovativen Technologie der Einzelzellsequenzierung soll untersucht werden, wie sich diese Tumoren im Laufe der Zeit verändern, insbesondere im Hinblick auf das Ansprechen auf Therapien. Dabei werden biologische Veränderungen und Mechanismen erforscht, die zum Fortschreiten der Tumore und Medikamentenresistenz führen. Ziel ist es, personalisierte und wirksamere Behandlungsmethoden zu entwickeln und damit die Lebensqualität der betroffenen Kinder zu verbessern. 

PD Dr. Dr. Jens Spiesshoefer nach einer physiologischen Messung zur Lungenmuskelkraft in seinem Labor für Translationale Pneumologie.

PD Dr. Dr. Jens Spiesshoefer, Medizinische Klinik V, Pneumologie und internistische Intensivmedizin, RWTH Universitätsklinikum Aachen
Projekt: Erste longitudinale humane Goldstandard Daten zur Entwicklung und Pathophysiologie einer Zwerchfellatrophie und Dysfunktion als quantifizierbare Schlüsseldeterminante einer verlängerten Beatmungsentwöhnung (Weanings) bei invasiv beatmeten Patienten auf der Intensivstation

Beatmungsversursachte Zwerchfellschwäche (VIDD) beschreibt die Schädigung der Atemmuskulatur durch Beatmungstherapie und gilt mit einer Häufigkeit von 23-80 % als Hauptfaktor für eine erschwerte und verlängerte Entwöhnung von der Beatmung. Bisher gibt es noch keine longitudinalen Daten durch Goldstandard-Messungen über den Verlauf, das Ausmaß, die Mechanismen und insbesondere über eine mögliche Regeneration nach Beendigung der Beatmung. Das Projekt soll den Goldstandard der Zwerchfell-Kraft-Bestimmung nutzen, um durch wiederholte Messungen das Ausmaß der VIDD-Entwicklung zu bestimmen und als Verlaufsparameter nutzbar zu machen. Dies könnte die Beatmung und Entwöhnung weltweit verbessern.

PD Dr. Dominik Sturm

PD Dr. Dominik Sturm, Hopp Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg, Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg
Projekt: Molekulare Risikostratifizierung von niedrig- und hochgradigen Gliomen im Kindes- und Jugendalter

Gliome sind die häufigsten Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen und können harmlos oder trotz intensiver Therapie lebensbedrohlich sein. Bisher wird die Behandlung häufig anhand von Symptomen und bildgebenden Verfahren entschieden, obwohl Veränderungen im Erbgut der Tumorzellen wertvolle Hinweise auf die Tumorbiologie liefern. In diesem Projekt wird untersucht, wie Merkmale des Tumorerbguts von Gliomen genutzt werden können, um den Krankheitsverlauf genauer vorherzusagen und die Behandlung besser auf den individuellen Tumor abzustimmen. Dazu werden die Daten von mehr als 1.500 jungen Patientinnen und Patienten aus verschiedenen Langzeitstudien analysiert und molekulare Risikogruppen entwickelt. Ziel ist es, neue, präzisere Therapieempfehlungen zu erarbeiten, die direkt in klinische Studien einfließen.