Bericht zum 4. Translatorik-Workshop: Wie kann Translationale Medizin (besser) funktionieren?

Vom 22. bis 23. September 2021 fand der 4. Translatorik-Workshop mit dem Titel „Wie kann Translationale Medizin (besser) funktionieren?“ in Frankfurt am Main statt.
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Der Workshop der ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung richtete sich an forschende Ärztinnen und Ärzte (Clinician Scientists), die an der erfolgreichen Umsetzung ihrer Projekte in der Klinik interessiert sind. 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten die Veranstaltung, die aufgrund der Pandemie in diesem Jahr im Congress Center der Messe Frankfurt stattfand. Im Fokus standen Fachvorträge zu den Themen regulatorische Voraussetzungen für die klinische Anwendung innovativer Therapieansätze, Patentrecht und die Bedeutung von Schutzrechten für die Markteintrittschancen neuer Medizin sowie Weiterfinanzierungsmöglichkeiten nach einer Pre-Seed Förderung.

Nach der Begrüßungsrede des Geschäftsführers der ForTra gGmbH, Prof. Martin Zörnig, startete der Workshop mit dem Keynote-Sprecher Dr. Kevin Cullen, Vizepräsident der Innovation and Economic Development, King Abdullah University of Science and Technology, Saudi Arabia. Sein Impulsvortrag „For Love or Money? Why Universities do Tech Transfer“machte deutlich, wie und in welchem Ausmaß moderner Technologietransfer gesellschaftlichen Impact erreichen kann. Dr. Matthias Stein-Gerlach, Head of Business Development der Lead Discovery Center GmbH, präsentierte anschließend die Aktivitäten des Lead Discovery Center (LDC) sowie die Möglichkeiten, in Kooperation mit dem LDC neue Wirkstoffe gegen krankheitsrelevante Targets zu entwickeln. Dr. Philipp Uhl, Universitätsklinikum Heidelberg, berichtete über den Entwicklungsstand des ForTra-geförderten „LipOra“-Projekts, bei dem eine neue Technologie für erfolgreiche orale Peptidaufnahme entwickelt und validiert wird. Mit einem „Get together“, das für lebhafte Diskussionen und Vertiefungen genutzt wurde, endete der erste Tag.
 

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Am zweiten Tag des Workshops wurden zunächst – unter der Leitung von Chairman Dr. Ansgar Santel, Technology Development Manager, Ascenion GmbH – regulatorische Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Therapieansätze näher beleuchtet. Dr. Martina Schüßler-Lenz, Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und Vorsitzende des Ausschusses für neuartige Therapien bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA, referierte zum Thema “Translation of innovative medicines from bench to bedside“. Dr. Gabriele Dallmann, Mitgründerin der Beraterfirma Biopharma Excellence, wurde in einer Videokonferenz mit dem Vortrag „Important regulatory aspects to be addressed on the way to first-in-human clinical studies“ zugeschaltet. Keynote-Sprecherin Dr. Kathrin Körner, Merck KGaA, befasste sich in ihrem Vortrag mit Patentrecht und dem Nutzen von „second medical use“ Patenten. Darüber hinaus präsentierten Prof. Winfried Wels (Georg-Speyer-Haus, Frankfurt) und Prof. Simone Spuler (Charité Universitätsmedizin Berlin und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin) ihre aktuellen von der ForTra geförderten innovativen Zelltherapien zur Behandlung von Glioblastomen und Muskelkrankheiten. Den anschließenden Themenschwerpunkt „Finanzierungsoptionen“ für biomedizinische Projekte begleitete Chairman Dr. Axel Polack, General Partner Joint Polish Investment Fund, der im Anschluss an die Fachvorträge die Podiumsdiskussion zum Thema „Financing the development of novel therapies – how does it work?“ moderierte.

Zum Abschluss des Workshops begeisterte Prof. Aled Edwards, University of Toronto, Director of the Structural Genomics Consortium and Director of M4K Pharma, mit einem überaus interessanten und provokativen Vortrag zum Thema „Open drug discovery – a path to affordable medicines for all” die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Prof. Edwards stellt den Verzicht auf die Anmeldung von Patenten in den Mittelpunkt einer erfolgreichen alternativen Strategie der Arzneimittelentwicklung, die über eine massive Senkung der Entwicklungskosten zur Herstellung bezahlbarer neuer Medikamente führt.
Als Fazit der Veranstaltung bleibt neben der Freude über den lang vermissten persönlichen Austausch im Rahmen einer Präsenzveranstaltung die Erkenntnis, wie viele verschiedene Dinge beachtet werden müssen auf dem langen Weg der Translation von Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber die ForTra möchte mit der Veranstaltungsreihe den Ärztinnen und Ärzten und Forschenden durch frühzeitige Aufklärung helfen, diesen langen Weg abzukürzen.
 

Prof. Dr. Martin Zörnig
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Translatorik, Else Kröner-Fresenius-Stiftung

Viele erfolgversprechende neue Therapieansätze scheitern frühzeitig, weil die Projektleiter zwar hervorragende Wissenschaftler und Ärzte sind, aber keinerlei Erfahrungen beispielsweise mit den Vorgaben der regulatorischen Behörden für klinische Studien sammeln konnten. Unser Workshop soll die Projektleiter von Anfang an sensibilisieren für die Hürden, die den Eintritt in die Klinik erschweren. Die große Resonanz zur Veranstaltung motiviert uns schon jetzt für die Vorbereitungen des nächsten Translatorik-Workshops.