Drei Millionen Euro für drei Forschungskollegs bewilligt

Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert forschende Ärzte und Ärztinnen in Heidelberg, Ulm und Würzburg
Die Erforschung der Resistenz von Tumoren ist Kernthema des Heidelberger Forschungskollegs für Neuroonkologie.

Bad Homburg v.d. Höhe, 26. Februar 2020 – Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) hat für insgesamt drei Forschungskollegs eine dreijährige Förderung in Höhe von jeweils einer Million Euro neu bewilligt. Die Entscheidung fiel auf die Standorte Heidelberg, Ulm und Würzburg. Mit den Forschungskollegs unterstützt die EKFS die medizinischen Fakultäten und Hochschulkliniken in Deutschland dabei, die nötigen Rahmenbedingungen für forschende Ärzte (Clinician Scientists) zu schaffen.

Nach wie vor wählen zu wenige Ärzte diesen Berufsweg, weil u. a. die hochschulmedizinischen Einrichtungen zu wenige Möglichkeiten dafür anbieten können. Für forschende Ärzte ist es häufig eine große Herausforderung, neben der Krankenversorgung auch wissenschaftlich tätig zu sein. „Um dem Entgegenzuwirken, haben wir die Einrichtung dreier Forschungskollegs ausgeschrieben“, erklärt Prof. Dr. Michael Madeja, wissenschaftlicher Vorstand. Damit will die EKFS wissenschaftlich besonders begabten jungen Ärzten ein optimales Umfeld bieten, in dem sie ihre Forschung verfolgen und die Laufbahn zum Clinician Scientist einschlagen können. „Die Verbindung von Grundlagenforschung und klinischer Forschung ist essenziell für den medizinischen Fortschritt“, betont Prof. Dr. Madeja.

Ziel ist es, dass die Kollegiaten konkrete patientenorientierte Forschungsvorhaben bearbeiten und weiterentwickeln können. Dies gelingt u. a. durch die Bereitstellung von Personalstellen mit festgelegten Anteilen für Forschung und Patientenversorgung, ein begleitendes professionelles Mentoring-Programm oder kolleginterne Seminarreihen. Antragsberechtigt waren die Hochschullehrer der medizinischen Fakultäten in Deutschland. Aus jeder medizinischen Fakultät konnte nur ein Antrag eingereicht werden. Folgende Kollegs profitieren ab sofort von der Förderung und versprechen, die Verknüpfung von Grundlagenforschung und klinischer Forschung weiter voranzubringen:

Forschungskolleg des Universitätsklinikums Heidelberg „Resistenz bei hirneigenen Tumoren“
Sprecher: Prof. Dr. Wolfgang Wick

Tumore im Gehirn und Rückenmark sind oft schlecht behandelbar. Dabei spielen die Lage in einem sensiblen Teil unseres Körpers sowie molekulare oder strukturelle Eigenschaften des Tumors eine Rolle. Zudem können im Laufe der Behandlung oder durch die Behandlung therapielimitierende Veränderungen des Tumors auftreten. Die Summe der Faktoren, welche die Behandelbarkeit einschränken, wird Resistenz genannt. Die Erforschung dieser Resistenz von Tumoren sowie die Arbeit an deren Überwindung ist Kernthema des Heidelberger Forschungskollegs für Neuroonkologie. Beteiligt sind neben Laboren der Medizinischen Fakultät Heidelberg und des Universitätsklinikums auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) und das Hopp Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ). Im Zentrum stehen gemeinsam konzipierte und durchgeführte Projekte zwischen grundlagenwissenschaftlichen und in der Patientenversorgung aktiven Gruppen. Das Forschungskolleg für Neuroonkologie soll neben der Förderung von sechs herausragenden jungen Clinician Scientists ein zentrales Element für die strukturierte, interdisziplinäre Forschung und Ausbildung am Standort Heidelberg werden

Die Erforschung der Resistenz von Tumoren ist Kernthema des Heidelberger Forschungskollegs für Neuroonkologie.

Forschungskolleg des Universitätsklinikums Ulm „Entwicklung und Etablierung prädiktiver Modelle zur Realisierung von personalisierter Tumortherapie
Sprecher: Prof. Dr. Thomas Seufferlein, Prof. Dr. Alexander Kleger, PD Dr. Jan Krönke

Die personalisierte Therapie von Krebserkrankungen hat das Ziel, die beste Behandlung für den individuellen Patienten zum richtigen Zeitpunkt zu finden und einzusetzen. Aktuell gelingt dies nur bedingt, da sich Tumore verschiedener Patienten und sogar einzelne Zellen aus einem Tumor des einzelnen Patienten stark in ihren Eigenschaften unterscheiden können. Sie sprechen damit unterschiedlich gut auf Medikamente an und es ist schwer, die optimale Therapie vor Beginn der Behandlung zu wählen. Daher besteht ein hoher Bedarf an neuen Methoden zur exakten Charakterisierung von Tumoren. Das Forschungskolleg in Ulm setzt genau hier an und entwickelt neue Modelle für die Krebstherapie, die es ermöglichen sollen, die Wirksamkeit einer bestimmten Therapie besser, v.a. individueller vorherzusagen.
Insgesamt beteiligen sich sechs Clinician Scientists aus bis zu sechs Instituten und Kliniken am Forschungskolleg. Die Forschungsprojekte befassen sich mit der Erfassung und Analyse von Blut zirkulierender Tumorzellen, mit der genetischen Analyse einzelner Tumorzellen („Single Cell Sequencing“), sowie mit der Entwicklung von Kultursystemen aus Gewebeproben von Patiententumoren („Organoidkulturen”). Diese ähneln strukturell und funktionell dem jeweiligen Ursprungsorgan d. h. dem Tumor des Patienten. So können in der Petrischale die Eigenschaften eines individuellen Tumors sowie das Ansprechen auf konventionelle Chemotherapien und neuartige, zielgerichtete Therapien untersucht werden. Diese Methoden sollen auch kombiniert eingesetzt und im Rahmen von Studien in die Patientenversorgung überführt werden.

Im Ulmer Forschungskolleg werden unter anderem mit Hilfe von Organoidkulturen neue Modelle zur personalisierten Krebstherapie entwickelt.

Forschungskolleg des Universitätsklinikum Würzburg „TWINSIGHT – Translational Twinning in Systems Immunology and High-throughput Technology“
Sprecher: Prof. Dr. Bastian Schilling, Prof. Dr. Alma Zernecke-Madsen

Immunologische Prozesse spielen für die Entstehung, den Verlauf und die Therapie von Autoimmun-, Infektions-, Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen eine zentrale Rolle. Eine Herausforderung in der Patientenversorgung stellt jedoch zum einen die Vielfalt immunologischer Prozesse dar, zum anderen sprechen einzelne Patienten sehr unterschiedlich auf gleiche Therapieansätze an. Individuelle Patientenprofile müssen daher erkannt und für die Therapie berücksichtigt werden. Die Aufklärung solcher Fragestellungen erfordert moderne Technologien, die jedoch noch nicht immer verfügbar sind und mit denen Ärztinnen und Ärzte auch an Universitätskliniken oftmals nur unzureichend vertraut sind. Das Forschungskolleg TWINSIGHT, an dem Kliniken, Institute des Universitätsklinikums und der Universität Würzburg und weitere Forschungseinrichtungen beteiligt sind, schließt diese technologische Lücke. Sechs Ärztinnen und Ärzte in der frühen Phase ihrer akademischen Laufbahn werden als Tandems (TWINs) durch das Kolleg Freiräume zur Qualifizierung und interdisziplinären Bearbeitung von Forschungsprojekten mittels systemimmunologischer Ansätze erhalten.

Tandems bearbeiten Forschungsprojekte mittels systemimmunologischer Ansätze

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) – Forschung fördern. Menschen helfen.
Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt medizinisch-humanitäre Projekte. Die Stiftung wurde im Jahr 1983 von der Unternehmerin Else Kröner gegründet und zu ihrer Alleinerbin eingesetzt. Die EKFS bezieht nahezu alle ihre Einkünfte aus Dividenden des Gesundheitskonzerns Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. Bis heute hat sie rund 1.930 Projekte gefördert. Mit einem jährlichen Fördervolumen von aktuell über 50 Millionen Euro ist sie die größte Medizin fördernde Stiftung Deutschlands. Weitere Informationen finden Sie unter: www.ekfs.de

Pressekontakt
Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Bianka Jerke
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel: + 49 6172 8975-24
E-Mail: b.jerke@ekfs.de