ZEIT FORUM Gesundheit

Künstliche Intelligenz in der Medizin
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Welche Möglichkeiten, aber auch welche Risiken bietet die Arbeit mit KI und wie könnten Arztbesuche in Zukunft aussehen? Darüber diskutierten beim Zeit Forum Gesundheit am 17. Oktober 2022 vier Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Prof. Dr. Jochen Hampe, Facharzt für Innere Medizin und Leiter der Medizinischen Universitätsklinik in Dresden sowie wissenschaftlicher Sprecher des Else Kröner Fresenius Zentrums (EKFZ) für Digitale Gesundheit, sprach über die Dringlichkeit der Digitalisierung von Patientendaten. In Uni-Kliniken wird meist mit sehr gut strukturierten elektronischen Krankenakten gearbeitet, während in Krankenhäusern Patientendaten mit großem Aufwand von Pflegekräften erfasst werden und diese aufgrund der Rechtssicherheit und Verlässlichkeit nur selten nutzbar seien. Die Relevanz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin erläuterte Prof. Dr. Hampe anhand der Darmkrebsvorsorge per Endoskopie, die eine hohe Konzentration erfordere. Eine KI zeige dabei keine Ermüdung und es werden mehr Krebsvorstufen identifiziert als ohne.

Dr. Gottfried Ludewig, Leiter der Gesundheitssparte von T-Systems (Telekom), sprach über die Relevanz der Messergebnisse von smarten Armbanduhren, die sekundengenau protokollieren, wie es um den Körper steht. Dadurch habe man die Chance, minimale Auffälligkeiten im EKG oder Puls zu ermitteln, und Patientinnen und Patienten vor dem Ausbruch bzw. dem schweren Verlauf einer Krankheit bewahren zu können.

Eine größere Rechtssicherheit in Sachen Datennutzung sowohl für Forschungszwecke als auch für die medizinische Versorgung soll durch das Gesundheitsdatennutzungsgesetz erzielt werden. Das Gesetz wird 2023 auf den Weg gebracht, kündigte Dr. Susanne Ozegowski, Leiterin der Abteilung Digitalisierung und Innovation im Bundesministerium für Gesundheit, an. Wichtig sei aber auch eine gesellschaftliche Debatte über die Abwägung zwischen dem Datenschutz und dem Potenzial der Datennutzung.

Prof. Ulrich Kelber, der Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, warnte davor, dass der Nutzen digitaler Gesundheitsdaten nicht mit der Aufgabe des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung zu bezahlen sei.

Den Videomitschnitt der Veranstaltung finden Sie hier.